
Fünf Tage – Sechs Länder
Unserer geplanten kurzen Winterpause folgte der spontane Umbau unseres Hauses, der eigentlich für September vorgesehen war. Im Nachhinein sind wir froh, dass wir den Umbau vorgezogen haben. Acht Wochen harte Arbeit, Staub und Dreck – nun belohnen wir uns mit der Reise Teil II. Ziel ist Griechenland – wie – wann – wo – haben wir nicht klar definiert.
Unser erster Stopp ist Bratislava. Wir statten dem UFO-Tower einen Besuch ab. Einst war ich als Kind mit meinen Eltern dort oben im Restaurant. Ich habe es viel höher in Erinnerung, doch das Restaurant befindet sich in 85 Meter Höhe – eigentlich nicht so spektakulär. Damals verkippte ich meinen Eisbecher. Auch Tränen halfen nichts, ich bekam keinen neuen. Verständlich. Fast 50 Jahre später verkneife ich mir den ersehnten
Eisbecher …
Etwas außerhalb von Bratislava direkt an der Donau befindet sich das Danubiana Kunstmuseum, welches wir besuchen. Sehr lohnenswert.
Der Grenzübergang Slowakei – Ungarn ist ein lost Place. Völlig unbemerkt sind wir in Ungarn. Wir fahren bis Szeged, einer hübschen Kleinstadt nahe der serbischen Grenze.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Serbien. Unsere Ausweise werden nicht einmal richtig angeguckt. Serbien durchfahren wir, übernachten am Rande einer Kleinstadt kurz vor der bulgarischen Grenze. Der Grenzübergang ist straßentechnisch eine Katastrophe. Die Grenzbeamtin ist etwas genauer und schaut kurz in unser Auto.
Während des Frühstücks entscheiden wir uns für eine Fahrt ins Rilagebirge mit Besuch des Klosters. Schon bald begrüßen uns die schneebedeckten Berggipfel.
Das Kloster besuchte ich vor 46 Jahren mit meinen Eltern. In meinen Erinnerungen sind viele Menschen, frischgebackenes Brot und die Kirche geblieben. Wir haben Glück, es sind nicht viele Besucher vor Ort. Das Brot wird noch gebacken. Nur stehen heute statt Mönche Zivilpersonen an der Ausgabe und Getränkeautomaten davor.
Für 30 Euro pro Nacht kann man im Kloster übernachten. Es reizt mich schon, denn so hätte ich die Gelegenheit gehabt, die morgendliche Messe mitzuerleben.
Doch wir bleiben Übernacht auf dem Parkplatz stehen. So können wir abends in aller Ruhe ohne Touristen eine Runde drehen und die Stille genießen.
Das Kloster wurde im 10. Jahrhundert gegründet und gehört heute zum UNESCO Weltkulturerbe.
Nach unserem Müslifrühstück in der Sonne auf einer Bank im Kloster, geht es weiter Richtung Griechenland.

In Griechenland
Unsere Reisebekanntschaft, die wir mehrfach in der Türkei und im Iran trafen und mit denen wir seitdem im Kontakt stehen, treffen wir am Meer nahe Thessaloniki. Es ist schön, sie wieder zu sehen und zu plaudern.
Wir fahren am nächsten Tag zum Olympus Nationalpark, um ein bisschen zu wandern.
18 Kilometer geht es bergauf nach Prionia. Von hier aus starten verschiedene Wanderwege. Wenn man auf den Gipfel des Olymps möchte, muss man eine Unterkunft im Voraus in einem Refuge buchen, um von dort am Morgen den steilen und harten Aufstieg zum Gipfel zu wagen. Da es wieder eine spontane Entscheidung von uns war, kommen wir nicht in den Genuss und begnügen uns mit einer kleinen Wanderung.
Wir übernachten am Fuße des Nationalparks in Litochoro auf einem Parkplatz etwas abseits der Stadt und doch fußläufig zu einer Taverne. Litochoro ist ein beschauliches Städtchen, ganz auf Wandertourismus eingestellt.
Jens muss zum Zahnarzt und macht für den nächsten Morgen einen Termin. Die Zahnärztin arbeitet allein und ist modern ausgestattet. Die Behandlung mit Röthgen kostet 20 Euro. Sie gibt die Telefonnummer mit, falls Jens noch einmal in einer anderen Stadt einen Zahnarzt aufsuchen muss. Selbst die Apothekerin hinterließ ihre Telefonnummer, falls Fragen. So ein Service!
Unser nächster Übernachtungsplatz ist kurz vor der Halbinsel Peloponnes auf einem großen Platz direkt am Meer. Wunderbar.

Das nächste Ziel ist Sparta. Wir müssen über die gewaltige Rio-Andirro-Brücke, um auf Peloponnes zu gelangen und zahlen dafür 21 Euro! Die Brücke wurde 2004 eröffnet, obwohl es lange für unmöglich gehalten wurde, eine Brücke im Erdbebengebiet ohne stabilen Boden zu bauen. Uns ärgern die dermaßen hohen Mautgebühren für schlechte Straßen, nicht nur in Griechenland.
Vignettenpflicht in: Tschechien – 13 Euro, Slowakei – 22 Euro, Ungarn – 10 Euro,
Serbien – 13 Euro, Bulgarien – 9 Euro. Maut in Griechenland bisher 12 Euro plus 21 Euro Brücke.
Eigentlich dürften deutsche Touristen keine Mautgebühren im Ausland bezahlen, denn jeder Tourist benutzt deutsche Straßen kostenlos. Ärgerlich.
Die Autobahn ist in Griechenland in einem schlechten Zustand. Wir fahren über Land, wir sind ja nicht in Zeitdruck. Bevor es nach Sparta geht, erkundigen wir uns nach Fährverbindungen: Kefalonia – Ithaka – Lefkada – Korfu. Unser gedachtes Inselhopping gestaltet sich schwierig bzw. ist nicht realisierbar. Von Kefalonia nach Korfu gibt es keine Autofähre. Von Kefalonia nach Lefkada verkehren die Fähren erst ab 22. Juni. Schade. Wir planen neu …
Doch zunächst geht es 200 Kilometer über die Berge nach Sparta. Eine herrliche Fahrt vorbei an kleinen idyllischen Bergdörfern. Die Straßenränder sind mit großgewachsenen Ginsterbüschen und einer Vielzahl von Wildblumen gesäumt. Teilweise so hoch, dass man die Verkehrsschilder übersieht.
In Sparta ist freies Stehen schwierig, deshalb bleiben wir für zwei Nächte auf einem Campingplatz in Mystras. Eine für uns mittlerweile eigenartige Atmosphäre. Jens: „Ich bekomme Allergie.“ Campingplätze sollen die Ausnahme bleiben. Aber ab und an benötigt man doch mal eine Waschmaschine oder WC-Entleerung, wenn wir einfach keine Möglichkeit haben, unsere Toilette zu entsorgen. Doch ich darf die Waschmaschine am Morgen nicht benutzen. „We are busy. Maybe one o clock.“ Hä? Die Waschmaschine geht doch von allein! Ich bekomme ein blödes Grinsen. A… Du bekommst die entsprechende Google Bewertung! Ja und Nachmittag? Regen. Die Wäsche muss im Camper während der Fahrt in Etappen längs im Camper aufgehangen trocknen.
Wir besteigen den Hügel hinauf zu einer Festung aus dem Byzantinischen Reich. Bis ins 17. Jahrhundert war Mystras eine blühende Handelsstadt. Nach der Neugründung von Sparta unter König Otto, dem ersten König von Griechenland, wurde Mystras 1834 von den Einwohnern aufgegeben. Es ist eine sehr schöne und kurzweilige Wanderung.
In Sparta besichtigen wir das Olivenmuseum und machen im Shop gegenüber eine Olivenölverkostung. Die Stadt selbst besitzt keinen Charme. Wir verzichten auf die antike Stätte. Vor uns liegt ja noch Olympia. 200 Kilometer geht es über die Berge. Die Straße ist in einem guten Zustand, doch dafür sehr schmal und wie es im Gebirge ist, kurvenreich. Noch schlimmer in den Ortschaften. Man sieht nicht, ob etwas von vorn kommt, 50/50 Chance. Zum Glück haben wir auf der gesamten Strecke wenig Gegenverkehr. Bei dieser Art von Stecken bin ich immer sehr angespannt. Jens amüsiert sich darüber. Ihm macht das Fahren Spaß. Ich dagegen benötige einen Ouzo oder einen Kaffee!
Wir suchen wieder einen Campingplatz auf, da man in Olympia nirgends frei stehen kann. Camping Diana ist ein kleiner familiengeführter Platz (27 Stellplätze). Wir finden ein idyllisches Plätzchen und bleiben für zwei Nächte.
Das antike Olympia ist eine begehrte Sehenswürdigkeit. Deshalb entscheiden wir uns, pünktlich 8:00 Uhr am Kassenhäuschen zu sein. Gute Entscheidung. Eine Stunde haben wir die antike Stätte für uns allein. Die Touristenströme schwärmen ein. Auf dem Parkplatz zählen wir 12 Busse! Uns beeindruckt die Anlage: Das Stadion, wo ursprünglich die Olympischen Spiele zu Ehren des Göttervaters Zeus stattfanden, die Stelle, wo heute noch bzw. seit 1936 wieder das olympische Feuer entfacht wird, der Zeus Tempel … - eine wunderbare morgendliche Atmosphäre. Das archäologische Museum allerdings, kann nicht mit dem in Istanbul mithalten.
Jens bucht die Fähre nach Kefalonia. Abends schaue ich mir die Online-Tickets genauer an. Für den 25. statt für den 24. Mai gebucht. Egal. Aber gut, dass ich „kontrolliert“ habe. Also müssen wir noch einen Stopp auf Peleponnes einrichten. Verlockend klingt ein Stellplatz am Meer an einem Restaurant. Ach du meine Güte! Überwiegend deutsche und niederländische Rentner haben sich hier niedergelassen. Na gut, es ist zwar noch früher Nachmittag, wir werden es überstehen.
Während unserer ersten Reise durch Griechenland, waren wir nicht unbedingt vom Essen begeistert. Eher enttäuscht. Nun wissen wir warum, da man uns aufklärte. Man könne eine imaginäre Linie ziehen. Hier im Süden ist das Essen ähnlich dem, was wir in den griechischen Restaurants in Deutschland bekommen. Ich würde sagen – noch leckerer. Wir waren vor drei Jahren auf der Insel Lefkada und auch dort haben wir köstlich gegessen. Deshalb wunderten wir uns vor ein paar Monaten. Hier ist es einfach schön in einer Taverne sitzend, lecker zu essen und Wein zu trinken.
Die Fährfahrt von Patras auf die Insel Kefalonia dauert 3,5 Stunden. Wir verbringen die Zeit mit Scrabble und Stadt-Land-Plus. Auf der Insel angekommen suchen wir einen Stellplatz. Fehlanzeige. Es ist einfach nicht möglich an den Strand zu fahren. Um nicht noch länger umherzuirren wie Odysseus, nur an Land, beschließen wir, einen der zwei Campingplätze auf der Insel aufzusuchen. Bei Sami ist ein großer, naturbelassener Campingplatz. Es ist Nebensaison und nicht so viel los. Wir finden einen Platz, wo im Umkreis von 50 Meter nur noch zwei weitere Camper stehen. Das Meer praktisch vor der Nase.
Wir erkunden den Aenos Nationalpark mit seiner höchsten Erhebung von 1628 Meter. Eine faszinierende Bergfahrt – vom Meeresspiegel bis fast hoch zum Gipfel. Die letzten drei Kilometer geht es zu Fuß weiter. Belohnt wird man mit einer tollen Aussicht.
Die Insel hat viele schöne Buchten, die wir jedoch mit unserem Camper nicht erreichen. Zu Fuß wäre es ein weiter Weg. Und wo können wir das Auto abstellen? Eine Alternative, wäre ein Moped zu leihen. Rund um die Insel fast nur Steilküste. Vom Boot aus muss es herrlich sein. Doch so ein Gruppentagesausflug kommt für uns nicht in Frage.
Mein Gefühl lässt mich nicht los: Es muss doch eine Fähre nach Lefkada geben. Jens erkundigt sich am Hafen von Sami: Keine Fähre, die Autos mitnimmt. Wir fahren in den Norden der Insel in die Hafenstadt Fiskardo. Wieder eine tolle Küstenstraße – nur weit oben auf den Bergen. Mein Magen mag das gar nicht. Aber in Fiskardo haben wir Glück: Es gibt eine Fähre, die uns mit samt Camper mitnimmt. Es steht eben nicht alles im Netz und Einheimische haben nicht immer recht.
Fiskardo ist ein kleines beschauliches, modernes Fischerdörfchen mit Yachthafen. Entlang des Hafens reiht sich ein Restaurant an das andere. Es herrschen strenge Bauvorschriften. Sogar die Farben der Fensterläden müssen in das Ortsbild passen.
Auf dem Weg nach Fiskardo liegt das kleine Dörfchen Asos. Wir fahren die steile Straße hinunter, um dort kurz zu verweilen. Viel gibt es nicht zu sehen, das Dorf ist auf Tourismus eingestellt. Kleine Restaurants und ein kleiner Yachthafen. Zur Burg klettern wir nicht. Das Erdbeben 1953 zerstörte fast die gesamte Insel Kefalonia, so auch Asos. Mithilfe finanzieller Mittel aus Paris wurde das Dorf wieder aufgebaut. Die Natur erobert die verlassenen Häuser.
Wir übernachten am Hafen und beobachten am Abend das Einlaufen der Yachten. Eine besonders große, wie ich im Nachhinein nachgelesen habe, eine der teuersten Yachten, zieht die Aufmerksamkeit des kompletten Hafens auf sich. Ist schon spektakulär, wenn so ein Schiff den Anker wirft.
Die Überfahrt nach Lefkada ist sehr entspannt und viel schöner als die Fahrt auf Kefalonia. Wahrscheinlich, weil die Fähre kleiner ist, wir auf dem Deck sitzen können und Inseln an uns vorüberziehen. Bei so vielen Inseln im Meer, ist es nicht verwunderlich, dass sich Odysseus verirrt hat.
Zuerst fahren wir zum südlichsten Zipfel der Insel zum Leuchtturm. Wieder so eine atemberaubende Gebirgsküstenstraße. Weiter geht es zu einer malerischen Bucht, Porto Katsiki. Hier waren wir schon einmal vor drei Jahren mit Sarah, Dennis und Caprice. Diesmal sind wir in Sommer hier und können im Meer schwimmen. Wir übernachten oberhalb der Bucht auf einem Parkplatz. Wir sind nicht allein, einige Camper sind schon vor Ort. Manche haben sich eingerichtet und sogar die Markise ausgefahren.
Bei uns geht es weiter über die Berge Richtung Igoumenitsa, vorbei an einigen Honig- und Olivenhändlern. Natürlich sammeln wir wieder verschiedene Honigsorten und gutes Olivenöl.
Es ist schwierig in Griechenland, und nicht nur in Griechenland, außerhalb von Campingplätzen die Toilette zu entleeren. Die nächste Anschaffung ist eine Trenntoilette. Die Entsorgung ist wesentlich einfacher und macht einiges leichter und entspannter.
Wir benötigen also einen Campingplatz. Wir finden einen gemütlichen in einer Bucht. Eigentlich war eine Nacht geplant, doch wir bleiben drei Nächte, denn hier kann man wunderbar am Morgen und am Abend mit dem SUP paddeln. Am ersten Tag sind wir zu zeitig auf dem Wasser, es ist ganz schöner Wellengang. Es ist anstrengend zu paddeln, macht aber auch Spaß. Und am Morgen ist es so schön ruhig, dass ich Pilates auf dem Bord machen kann.
Wir amüsieren uns: Es ist ein Run auf die besten Plätze, Meeresblick natürlich. Nicht nur hier. Frühzeitige Abreise und somit zeitiges Erscheinen auf dem nächsten Campingplatz sichert „The best View“. Und wird einer frei, dann sitzt Opa schon in den Startlöchern, um aufzurücken. Es funktioniert nicht immer, wenn es Schnellere gibt. Dann sitzt Mann fassungslos noch einige Minuten am Steuer. Die hektisch eingefahrene Markise muss nun wieder unverrückt ausgefahren und der Teppich ausgerollt werden.
Es gibt sogar Bimobil-Fahrer (eine Art Weltreiseauto), die fegen mit dem Handfeger akribisch die Steinchen vor ihrem Stellplatz weg. Ja, auch Blätter werden weggefegt, damit der Teppich makellos liegen kann. Und dann gibt es Leute, die fahren Geschosse von Wohnmobilen a la Concorde, die sich lauthals über billige Spritpreise im Nachbarland unterhalten. Da muss man die Kanister auffüllen! Uns ist das alles etwas egal. Wir sind nicht im Urlaub, wir reisen. Große luxuriöse Wohnmobile sind der Campingtrend, das sogenannte Glamping. Ist das noch Camping?

Wir nutzen den kleinen Grenzübergang im Süden, um in Albanien einzureisen. Die Beamten haben es nicht eilig. Zwei Schalter für Ein- und Ausreise gleichzeitig. Mit einem barschen „Go!“ und entsprechender Handbewegung dürfen wir Griechenland verlassen. Wir wollen an die albanische Küste nach Himare. Es ist wieder eine wunderschöne Fahrt. Doch entlang der Küste trifft uns der Schlag: Es wird fleißig planiert, aufgeschüttet,
gebaut … Meterhohe frisch eingepflanzte Palmen ragen grotesk gen Himmel. Entsetzlich! Wie fast überall in der Welt fallen die natürlichen Strände den Hotelketten zum Opfer. Die kleinen Gartencampingplätze wird es wohl bald nicht mehr geben. Bei Camping Jon halten wir an. Es ist ein kleines Paradies. Doch verlässt man den Garten und geht zum Meer, will man eigentlich auch schon wieder umdrehen. Also bleiben wir nicht lange und fahren am nächsten Tag Richtung Ohridsee.
Wir nehmen den Llogarapass, den wir im November schon einmal erlebten – nur im völligen Nebel. Diesmal bei schönem Wetter und herrlicher Aussicht.
Bis zum Ohridsee schaffen wir es nicht. Wir bleiben in Elbasan bei Camping Fridolin – eine Idylle auf einer großen Wiese zwischen Hühnern und Enten. Und da wir Zeit haben, bleiben wir zwei Nächte.
Zum Glück fahren wir nicht zur Osum-Schlucht. Wie wir im Nachhinein erfahren, liegt auf dem Weg eine 40 kilometerlange Baustelle mit Schotterpiste für deren Durchfahrt man etwa drei Stunden benötigt.
Wir sind am Ohridsee, der gleiche Campingplatz wie im vergangenen Jahr. Die Chefin des Peshku Camps hat uns sofort wiedererkannt. Es sind wesentlich weniger Camper als in der Saison unterwegs. (Über den Ohridsee berichtete ich im ersten Teil der Reise.) Wir fühlen uns nicht wie auf einem Campingplatz, eigentlich in ganz Albanien nicht. Frei Stehen wollen wir in diesem Land nicht. Nicht weil wir Angst haben, uns könne etwas passieren. Nein, die 10 bis 15 Euro tun uns nicht weh. Die Besitzer der kleinen Camps sind so um einen bemüht und freundlich. Albanien zählt zu den ärmsten Ländern Europas. Das Einkommen eines Arztes beispielsweise liegt bei 600 Euro. Trotzdem sitzen die Menschen in den Cafés und Bars – in den Städten gibt es viele davon. Tirana zum Beispiel hat die höchste Dichte an Cafés in Europa. In Elbasan oder Pogradec reiht sich ein Café/Bar/Restaurant an das nächste. Und sie sind gut besucht von den Einheimischen. Eine andere Lebensart. Man verkriecht sich nicht daheim, man geht aus.
Wenn Jens die Möglichkeit hat, in die Restaurantküche zu schauen, dann tut er das. Und gerade eben wird das Gericht für die Familie zubereitet. Weil das so lecker aussieht, fragen wir, ob wir das auch für uns bestellen können. So gab es jeden Abend auch für uns das Familiengericht und es ist ganz unkompliziert, die vegetarische Variante für mich zu bekommen.
Es ist noch Nebensaison und wir senken den Altersdurchschnitt der Wohnmobilreisenden.
70 plus ist unterwegs. Schon ein komisches Gefühl zwischen all den Rentnern, obwohl wir ja auch nicht mehr so weit davon entfernt sind. Wir kommen aber schneller, wenn vorhanden, mit der Jugend in Kontakt. Das ist immer sehr erfrischend.
In Albanien legen wir noch einen weiteren Stopp ein. Im vergangenen Jahr war das River Camp unser erster Stopp in Albanien. Auf unserer Rückreise im November stand es unter Wasser. Wir waren in Sorge, dass es das Camp nicht mehr gibt.
Wir wollen weiter Richtung Kroatien und übernachten in Montenegro. Wieder begehen wir den gleichen Fehler und fahren die Küstenstraße. Entlang der Küste ist Montenegro einfach nur abschreckend. Jede kleine Lücke ist und wird mit Hotels zugebaut, hinzu kommt endloser Stau.
Unser nächstes Ziel ist ein See in Kroatien. Manchmal hat man ja so ein Bauchgefühl. Wir rufen vorher nie irgendwo an, doch diesmal war es gut so: Keine Zufahrt zum See möglich, die Straße wird seit September gebaut, man gelangt nur zu Fuß an den See. Was nun? In Montenegro bleiben ist keine Option, jetzt schon nach Kroatien fahren auch nicht. Am 17. Juni startet erst die Segeltour. Uns kommt eine Idee …

… wir fahren nach Bosnien und Herzegowina. Und die Idee ist genial. Vor uns liegen 250 Kilometer, Google sagt 4,5 Stunden Fahrtzeit. Wir ahnen, was uns bevorsteht. Doch auf uns wartet eine traumhaft schöne Fahrt durch das Dinarische Gebirge. Wir sind von der Landschaft überwältigt. Hinter jeder Kurve kommt ein Wow – ist das schön. Die Straßen sind in einem relativ guten Zustand, ja wir stehen auch mal plötzlich vor einer Schotterpiste, da die Straße gebaut wird. Aber immerhin ist sie nicht gesperrt. Auf der gesamten Strecke begegnen wir nur 6 Wohnmobilen. Das Land wird erst langsam vom Tourismus erobert. Für Naturliebhaber ein Paradies. Hoffentlich bleibt es so!
Wir sind am Ramsko Jezero, ein riesiger See. Auf der Landkarte sieht er wie ein dicker Krake aus. Ein See mit vielen Buchten. Ideal für uns. Schnell sind die SUP aufgepumpt. Paddeln und schwimmen in einer idyllischen Umgebung und himmlischer Stille.
Die letzten zwei Tage, bevor wir für eine Woche unseren Camper (Zweisamkeit) gegen einen Katamaran (Achtsamkeit) tauschen, verbringen wir in Kroatien an einem See, umgeben vom Dinarischen Gebirge. Weg von der Küste, hinter den Bergen, ist Kroatien tausendmal schöner.
Der Peruca See ist ein riesiger Stausee mit kleinen Buchten und Halbinseln. Das Peruca Camp ist der einzige Campingplatz und völlig naturbelassen. Eine sympathische Österreicherin ist die Inhaberin. Hier basiert alles auf Vertrauensbasis: Self Check In, Kasse des Vertrauens, Sanitäranlagen topp, Grillplatz, Außenküche und ein kleiner Gemüsegarten lädt zum Ernten gegen einen Obolus ein.