Montag, 5. September


5:15 Uhr klingelt der Wecker, ohne Frühstück, ohne Kaffee (der ist in der Thermoskanne) starten wir pünktlich zur iranischen Grenze. Martin ist leider nicht dabei, er muss erst die Bremsen an seinem Auto reparieren lassen. Daniel und Familie warten am Straßenrand kurz vor der Grenze auf uns. Militär ist allgegenwärtig. Wir durchfahren die Grenze auf türkischer Seite – hochgesichert, bedrückend. Die Aufregung und der Stresslevel steigen. Wir müssen die Autos abstellen und gehen zur Passkontrolle. Was hier abläuft ist katastrophal! Vor uns eine Menschenmange mit wahnsinnig viel Gepäck. Ein Schlepper wollte uns durchschleusen – es ging ein Schimpfen durch die Meute. Wir lehnten dankend ab. Ein Geschubse und Gedränge. Man muss durch einen Schmalen mit Eisenzäunen abgetrennten Gang. Mir kam es vor wie bei der Schafsschur. Ständig drängelt jemand von der Seite rein. Wortgefechte, gereizte Stimmung. Wir denken: Hier geht gleich eine Prügelei los. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, dass Iraner ein so freundlicher Menschenschlag sein soll. Endlich bei der Passkontrolle angekommen, kann der Beamte mit unseren neuen deutschen Pässen nichts anfangen. Mit einer Ruhe googelt er. Die Meute hinter uns wird unruhig. Nachdem der Stempel dann im Pass ist, werden Fahrer und Mitreisende separiert. Eigentlich bin ich der Fahrer, weil das Fahrzeug auf meinem Namen eingetragen ist, doch wir probieren es einfach und Jens geht zurück. Normalerweise hätte Jens den Weg durch die Massen zurück nehmen müssen, doch es kam ein Beamter und er ließ sich überzeugen, den Nebengang zu öffnen.

Das Auto wurde nur kurz inspiziert, doch es muss zum Röntgen. Ich warte und werde von einem iranischen Busfahrer mit Tee und Schokoriegel versorgt. Die Telefonnummer tauschte Jens schon vorher mit ihm aus. Nach 20 Minuten kommt Jens zurück, ich erhalte meinen Pass und Zulassung und darf wieder ins Auto. Zuerst öffnet sich das schwarze große Eisentor auf türkischer Seite, dann das weiße auf iranischer Seite. Kurzer Blick ins Auto. Das war’s. (Und was haben wir für Horrorgeschichten gelesen …) ein anderer schaut ins Auto, fragt woher wir kommen und wünscht good luck.

Mr. Hossein, den wir schon in Deutschland kontaktierten, organisiert für uns das Carnet de Passage. Einfacher, günstiger, jedoch mit viel Papierkram und langer Bearbeitungszeit, die wir nicht hatten und Hinterlegung einer Bankbürgschaft im Wert des Autos, wäre dies im Vorfeld zu beschaffen. Mr. Hossein hat alles im Griff, aber es ist eine Rennerei und Warterei. 1,5 Stunden auf türkischer Seite und 4 Stunden auf iranischer Seite. In der Zwischenzeit fährt Jens mit Mr. Hossein in die Stadt, um eine KFZ- Versicherung abzuschließen und Geld zu tauschen. Wiedergekommen ist er mit einer Plastiktüte voller iranischer Rial.

Mr. Hossein und noch ein von uns bezahlter Beamter steigen in unser Auto und wir fahren zu den nächsten Stempelstellen. Da ich im Bett sitzen muss, bekomme ich zum Glück das ganze Straßenchaos nicht im vollen Umfang mit. Die LKW fahren kreuz und quer, die Straßen abenteuerlich. Nach der dritten Stempelstelle haben wir den Wahnsinn unbeschadet überstanden und das Carnet in der Tasche. Nun müssen wir nur noch ein iranisches Nummernschild bekommen.


Dienstag, 6. September


Nummernschild-Beschaffung


Da wir länger als 10 Tage im Land sind, muss unser Camper ein iranisches Nummernschild bekommen. Mr. Hossein bietet seine Hilfe an. Zuerst muss er eine Einzahlung auf das Konto der Polizei vornehmen. Dann warten auf einen Beamten, der sich das Auto anschauen will. Jetzt sind wir gereizt. Er möchte die Seriennummer des Motors sehen. Den Aufkleber auf dem Motor akzeptiert er nicht. Es wäre eine Ersatzteilnummer. Wir müssen über die Grube. Ein sehr „erfahrener“ Mechaniker putzt den Motor auf der Suche nach einer Nummer. Eine kleine Menschentraube unbeteiligter Personen steht um unser Auto herum. Ein junger Kerl versucht mit mir mit Google Übersetzer Kontakt aufzunehmen. Er möchte mit nach Deutschland.

Der Mechaniker wird fündig. Wir glauben nicht, dass er die Motorennummer gefunden hat, aber alle sind zufrieden. Nun muss ich als Fahrzeughalter im Polizeibüro warten, bis die Papiere endlich fertig sind. Nach drei Stunden haben wir endlich das iranische Nummernschild. Nun sind alle bürokratischen Hürden genommen und unsere Iranreise kann beginnen.

Wecome to Iran!


Weder Grenzbeamte noch Polizei – niemand spricht Englisch.


Wir reisen in ein Land, in dem uns die Einreise knapp 1000 Euro kostet, ich mich verhüllen muss, wo es keinen Diesel frei zu kaufen gibt, Alkohol streng verboten ist, nur wenige Menschen englisch sprechen. Auch wenn uns einige daheim für verrückt halten – wir freuen uns auf dieses Land.


Link Mr Hossein